Sternenhof Gößweinstein

Pferdehaltung

Ein Leben in artgerechter Pferdehaltung....


 
 Unser Weg zur artgerechten Pferdehaltung
... angefangen hat mein Leben als Pferdebesitzer 1992 in einem Reitverein, mit der damals leider noch üblichen Haltung im Ständer - ohne Weidegang.
Meine Stute litt merklich darunter, war energiegeladen und angespannt und gesundheitlich nicht fit. Nach langem Überreden (schließlich ist eine 11 jährige ja nicht wirklich ernst zu nehmen) durften wir auf unsere Kosten den Ständer zur Box umbauen - viel zu klein und immer noch ohne Weidegang, aber immerhin eine Verbesserung - und ein kleines Fenster mit frischer Luft und etwas Licht!

Mir war klar, dass das mit artgerecht noch rein gar nichts zu tun hatte und
wechselte den Stall - hier gab es normal große Boxen und ganztags Weidegang in der Herde.
Ein enormer Fortschritt für meine Stute, die anfangs
weder Sozialkonakt mit anderen Pferden kannte, noch mit ihrer neu-
gewonnenen Freiheit richtig etwas anfangen konnte.
Dennoch - innerhalb kürzester Zeit war mein Pferd wie ausgewechselt. Fitter, gesünder, nicht mehr so schreckhaft, ausgeglichener, ruhiger, zufriedener.

Wir hatten den richtigen Weg eingeschlagen...

Nachdem wir unseren eigenen Stall hatten, wollten wir die Haltung noch verfeinern und entschlossen uns beim Bau für Paddockboxen mit täglichem Weidegang.

Dennoch zeigten uns unsere Pferde immer wieder, dass sie das immer noch nicht ganz zufrieden macht!
Die Freiheit können wir ihnen leider nicht zurück geben - aber wir wollten sie wenigstens so artgerecht wie möglich halten...
Nach und nach verfeinerten wir unsere Haltung und stellten auf Offenstallhaltung um.

Anfang 2010 war es dann endlich soweit....
Alle Pferde des Sternenhofes leben im Bewegungsoffenstall und genießen somit die Vorzüge von wirklich artgerechter Haltung - trotz Gefangenschaft.


Unsere Haltung -
aufgebaut auf den Grundbedürfnissen der Pferde


Bewegungstier
Die Pferde können sich Tag und Nacht frei bewegen -
naturgetreu und huffreundlich auf unterschiedlichen Bodenbelägen (derzeit Naturboden, Beton, Pflaster,Schotter, Kunstrasen).
Sie entscheiden selbst, wann sie im Stall sein wollen um sich dort vor Wind, Regen, Sonne oder Insekten zu schützen und wann sie draußen sein wollen!
Während der Sommermonate gibt es zusätzlich ganztags Weidegang in der gewohnten Herde!

In der Natur sind Pferde täglich 10 bis 16 Stunden unterwegs - meist auf der Suche nach Futter.
Diesen Bewegungsbedarf können wir durch Reiten oder
Fahren nicht ausgleichen - im Bewegungsstall können die Pferde jedoch selbst entscheiden wann und wie viel sie sich bewegen möchten.



Dauerfresser
Unsere Pferde werden 2x täglich mit Heu nachgefüttert, damit sie nahezu 24 Stunden Heu zur freien Verfügung haben und somit gemütlich fressen können und ihre Fresspausen selbst bestimmen können.
. Es kommt zu keinem Futterneid und die Pferde fressen nur Mengen, die für ihren kleinen Magen gut sind, dadurch kommt es zu weniger Verdauungsproblemen und Koliken.
Zusätzlich gibt es kleine Snacks mit Heu und Stroh aus Heunetzen und Heu-Toys, durch die Maschen der Heunetze  müssen sie ihr Futter erarbeiten, was sie beschäftigt und keine Langeweile aufkommen lässt. Zudem wird das für Pferde typische Kaubedürfnis befriedigt - die Tiere werden augeglichener.


Herdentier
Pferde sind Herdentiere, die für ein vernünftiges Sozialverhalten ständig ihre Artgenossen um sich herum brauchen.
In jeder Herde gibt es eine Rangordnung, die in der Natur der Sicherheit der Herde dienen würde.
Alle Herdenmitglieder halten sich an die in der Herde festgelegten Regelungen.
Diese Regelungen sind für uns Menschen manchmal hart und ungerecht - aus Pferdesicht aber äußerst sinnvoll und notwendig!
Die Herde beschäftigt sich selbstständig...
Die Pferde halten sich gegenseitig durch Spielen, Rangeleien in Bewegung, was jung und fit hält.
Sie beknabbern sich, so pflegen sie sich gegenseitig das Fell und massieren sich, was das Wohlbefinden steigert.  
Sie fühlen sich in ihrer Gemeinschaft sicher und geschützt - sind somit ruhiger!

Bei unserer Herdenzusammenstellung berücksichtigen wir versch. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Temperament und Selbstbewusstsein des Pferdes. Dennoch gibt es natürlich naturgetreu ranghohe und rangniedrige Tiere.




Fluchttier und Wächter
Pferde sind Fluchttiere. In Schreck- u. Gefahrensituationen flüchten sie.
Fluchttiere fühlen sich nur wohl und sicher, wenn sie ausreichend Platz haben um eine Fluchtmöglichkeit zu haben und wenn sie in ihrer Herde sind.
Jedes Herdenmitglied hat seine Aufgabe (wer passt wann auf wen auf, damit sich der andere ausruhen/schlafen kann, wer leitet die Herde, usw.)
Der ständige Einsatz ihrer Sinnesorgane (wachsam sein) ist für Pferde instinktiv wichtig, nur Tiere, die ihre Instinkte ausleben dürfen sind ausgeglichen und zufrieden.

Durch unsere festen Herden und unser ausreichendes Platzangebot fühlen sich die Pferde in ihrer Herde behütet und sicher aufgehoben. Ranghohe Tiere passen auf die rangniedrigen auf - rangniedrige fühlen sich von den ranghohen Pferden geschützt!
Alle Pferde fühlen sich so geborgen, dass sie sich jederzeit zum Schlafen hinlegen und sich von nichts dabei stören lassen....


Klima, Licht und Luft und Platz
Pferde sind Frischlufttiere, auch im Stall gibt es immer frische Luft und möglichst wenig Staub, der die empfindlichen Atmungsorgane schädigen würde.
 Der Stall passt sich temperaturmäßig der Außentemperatur an, schützt lediglich vor zu viel Zugluft.
Durch durchsichtige Dachplatten und unsere vielen Ein- u. Ausgänge gibt es ständig natürliches Licht!
Der Stall verfügt über mehrere Ein - und Ausgänge, so dass auch rangniedrige Tiere den Stall nutzen.
Durch die Wege zwischen Futter-Schlaf-und Auslaufplatz haben die Pferde Bewegungsanreize.

Durch diese naturnahe Haltung bleibt der Stoffwechsel fit, die Sinnesorgane werden ständig aktiviert und gefordert und die Pferde bleiben fit und gesund!
Pferde im Aktivstall leben gesünder.
Sie haben weniger Untugenden wie Koppen oder Weben und sie sind im Umgang und bei der Arbeit ausgeglichener und leistungsbereiter.

SONSTIGES:

Kraftfutter
Das Verdauungssystem von Pferden ist auf Gras bzw. Heu statt Kraftfutter
eingestellt, ein Viertel seiner Energie gewinnt das Pferd aus Celulose.
Unsere robusten Freizeitpferde brauchen daher im Normalfall kein Kraftfutter.
Dennoch kann das Zufüttern von Kraftfutter in bestimmten Fällen sinnvoll und nötig sein. Unsere alten und kranken Pferde, Aufzuchtpferde im Wachstum, trächtige und laktierende Stuten, sowie alle Tiere die viel gearbeitet werden erhalten bei uns daher ein speziell auf das Tier abgestimmtes Kraftfutter. Die Fütterung erfolgt in Einzelgabe am Putzplatz, damit es nicht zu Streitigkeiten kommt, was das Herdenleben durcheinander bringen würde.
Die Art und Menge des Kraftfutters bestimmen die Pferdebesitzer selbst - natürlich helfen wir bei der Auswahl.
Das Kraftfutter ist nicht im Pensionspreis inklusive!

Mineralfutter und Wurmkuren
Da die Nährstoffe im Heu und in begrenzten Weideflächen oft nicht alle nötigen Mineralien enthalten, füttern wir den Pferden eine aufs Pferd abgestimmte Menge Mineralfutter zu. Unser Mineralfutter deckt den normalen Mineralbedarf von gesunden Robustpferden.
Außerdem hat jede Herde freien Zugang zu einem Salz bzw. Mineralleckstein.

Um Wurmbefall auszuschließen entwurmen wir unsere Pferde 3 x jährlich mit unterschiedlichen Wurmmitteln und unsere Weiden und Ausläufe werden regelmäßig abgemistet!

Einstreu und Mist
Wir misten täglich 1-2x unsere Ställe, sowie alle befestigten Ausläufe.
Selbstverständlich werden auch die genutzten Koppeln und Weideflächen je nach Benutzung sauber gehalten.
In den Stallflächen befinden sich eine dick mit Stroh eingestreute Liegeflächen bzw. Gummimatten.

Solarium
Für unsere alten und kranken Pferde stehen wärmende Rotlichtlampen zur
Verfügung, die wir bei Bedarf nutzen.

Weiden
während der Sommerzeit stehen zusätzlich zu den Ganzjahres-Ausläufen noch über 5 ha Weideflächen zur Verfügung.
Die 6 sicher eingezäunten Weiden werden während der Sommermonate bei geeignetem Wetter täglich genutzt. 
 Auf den Weiden gibt es Wasser und Wetterschutz durch Büsche, Bäume oder einen Unterstand, so dass die Tiere auch mal über Nacht draußen bleiben können bzw. auch mal eine zeitlang "Urlaub" machen können.


Wasser
Alle Ställe sind mit frostsicheren Selbsttränken ausgestattet bzw. haben Wasserstellen, die täglich mehrmals frisch befüllt werden. So haben alle Pferde ständigen Zugang zum Wasser.

Zusatzfutter und Medikamente
füttern wir den Pferden bei Bedarf am Anbindeplatz oder in den zwei Isolationsboxen zu

Eingliederung
Neue Herdenmitglieder dürfen sich in aller Ruhe an unseren Stall, unsere Haltung und die Herde gewöhnen.
Zur Eingewöhnung kommt das Pferd in eine unserer Paddockboxen - hat Sichtkontakt zu seinen neuen Freunden und kann diese auch über die Boxenwand schon mal beschnuppern und in Sicherheit kennenlernen.
Nach und nach kommt der Neuankömmling stundenweise, dann tagsüber zur Herde - bis er schließlich komplett dazu gehört.



Krankenbox
falls mal ein Tier so krank ist, dass es vorübergehend eine Herdenauszeit braucht, zieht auch der Patient in unsere Isolationsbox mit Paddock und Sichtkontakt zur Herde. So fühlt sich das Pferd sicher und nicht ausgeschlossen und kann sich dennoch ausruhen, schonen und auskurieren.